Wie erkenne ich einen Blender - Ratgeber zum Oldtimerkauf
Oldtimerkauf ist nicht zuletzt Vertrauenssache. Blind glauben sollte man den Angaben des Verkäufers nicht - und lieber die Papiere genau studieren. Wer ganz sicher gehen will, wendet sich an Spezialisten.
SP-X/Köln. Wer viel Geld oder Herzblut in seinen Oldtimer investiert, will sicher sein, ein „Original“ zu besitzen. Doch in allen Preisklassen werden immer wieder sogenannte Blender angeboten. Wer diese enttarnen will, muss die Augen aufhalten. Und im Zweifel richtig Geld investieren.
Der Begriff „Original“ ist vor allem bei betagteren Fahrzeugen jedoch schwierig zu definieren. Im Kern geht es um die Frage, ob das Auto zumindest in seiner Substanz noch das ist, als das es laut Chassis-Nummer gebaut wurde – was vor allem nach diversen Restaurierungen häufig nur noch schwer festzustellen ist. Wer sich für ein konkretes Fahrzeug interessiert, muss zunächst also Papiere und Auto vergleichen, um eine mögliche Fälschung zu enttarnen: Passen alle Informationen zu Baujahr, Ausstattung und Werkstattarbeiten zusammen?
Bei der Recherche hilft die einschlägige Literatur zu Auto-Klassikern. Vor allem für echte Wertanlagen wie einen Mercedes 300 SL oder einen Porsche 911 gibt es zahlreiche Quellen, die auch die Fahrgestellnummern der verschiedenen Modelle und Baujahre aufführen. Einige Hersteller bieten auch Zertifikate zu individuellen Fahrzeugen an. Allerdings werden diese nur dem aktuellen Halter ausgestellt, nicht einem interessierten Käufer. Außerdem wird nur der Auslieferungszustand angegeben, spätere Modifikationen fehlen.
Wer gut vorbereitet zur ersten Besichtigung kommt, kann häufig auch den Verkäufer besser einschätzen: Ist er kooperativ und um Transparenz bemüht oder versucht er Lücken im Fahrzeug-Lebenslauf zu verbergen? Immer, wenn Zeiträume nicht etwa durch Wartungsrechnungen oder Kaufverträge belegt werden können, ist Misstrauen angebracht. Besonders kritisch ist in vielen Fällen der Zeitraum vom Ende der Nutzungsphase bis zum Beginn der Sammlungsphase.
Hat man ein schlechtes Gefühl oder geht es um sehr viel Geld, schaffen Experten-Gutachten Sicherheit. Relativ günstig ist in der Regel die Ultraschallmessung der Lackdicke, die zum Standard aller Kfz-Gutachter zählt. Sie gibt Aufschluss über mögliche Reparaturen, die in den Papieren dokumentiert sein sollten. Wer darüber hinaus Experten hinzuziehen will, muss häufig tief in die Tasche greifen und sich an spezialisierte Unternehmen wenden. Auch einige Autohersteller bieten entsprechende Dienstleistungen an.
Die Auto-Forensiker haben ein großes Arsenal an Möglichkeiten. Mittels einer magneto-optischen Resonanzuntersuchung lassen sich beispielsweise Manipulationen an der Fahrgestellnummer entdecken. Fälscher schleifen die Nummer gerne aus, verzinnen die Fläche und schlagen neue Ziffern und Zahlen ein, wie die Experten der FSP-Unternehmensgruppe, einer TÜV-Rheinland-Tochter, wissen. Manchmal werden einzelne Ziffern auch per Laser ausgeschnitten, verdreht und wieder eingeschweißt. Ist die Nummer an schwer zugänglichen Stellen eingeschlagen, ist alternativ auch das Röntgen des Fahrzeugs möglich. Bei besonders wertvollen Oldtimern lohnt sich auch der Neubau von Karosserieteilen oder gar des ganzen Fahrzeugs. Derartige Betrügereien lassen sich durch den Einsatz eines kalibrierten Funkenspektrometers enttarnen. Mit ihnen lässt sich der Produktionszeitraum von Stahl auf zirka ein Jahrzehnt genau bestimmen.
Je nach Aufwand können die Kosten für ein professionelles und gründliches Gutachten mittlere fünfstellige Höhen erreichen. In der Regel lohnt sich das nur bei potenziell sehr wertvollen oder teuren Fahrzeugen. Beim Kauf eines Alltagsautos oder eines weniger exklusive Klassikers kann es sich eher lohnen, freundlich bei einem Oldtimer-Club für das entsprechende Fabrikat anzufragen. Die Sammler kennen sich meist am besten mit den jeweiligen Modellen aus und können Hinweise geben, worauf besonders zu achten ist.
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