Traumwagen mit Macken - BMW 5er (G30, 31)
Neu ist der BMW fürs gehobene Management für Privatkäufer kaum zu bezahlen. Auch gebrauchte Exemplare sind noch sehr teuer – trotz einer nicht ganz weißen Weste bei der HU.
SP-X/Köln. Der BMW 5er ist auch in der aktuellen Generation der Sportwagen unter den Business-Limousinen. An Fahrkomfort und viel Elektronik fehlt es dadurch aber nicht. Nur beim Thema Dauer-Haltbarkeit könnte man angesichts erster TÜV-Ergebnisse misstrauisch werden. Denn auch schon in der Vorgängergeneration zeigten vor allem Kilometerfresser Schwächen.
Karosserie und Innenraum: Auch rund sechs Jahre nach dem Debüt wirkt der 5er noch frisch. Die Proportionen der knapp fünf Meter langen Limousine und des in Sachen Abmessungen fast identischen Kombis sind dank der langen Motorhaube und der kurzen Überhänge klassisch elegant, Puristen freut, dass der Typ G30 auf den Markt kam, bevor die Bayern ihre Nieren-Kühlergrill zu fast cartoon-hafter Größe aufgerissen haben. Innen zeigt lediglich der vergleichsweise kleine Bildschirm, dass der zweitgrößte BMW schon mehr als ein halbes Jahrzehnt auf dem Buckel hat. Verarbeitung und Materialauswahl liegen aber auf hohem Niveau, die Technik-Ausstattung, seit dem Lifting 2020 mit cloudbasierter Navigation und Over-the-Air-Updates für das Navigationssystem, muss in dieser Klasse keinen Vergleich scheuen.
Motor: Waren jahrelang die sahnigen Sechszylinder der Kern des Fünfer-Motorenportfolios, haben mittlerweile die – ebenfalls überzeugenden - Vierzylinder die Mehrheit übernommen. Basismodell ist der 520i mit zunächst 125 kW/170 PS, später 135 kW/184 PS, der für den Alltag reicht, aus dem schweren Auto aber nicht die Dynamik herauskitzelt, die in ihm steckt. Alternativen gibt es auf Benzinerseite reichlich, etwa in Form des 185 kW/252 PS starken 530i mit vier Zylindern oder des bis zu 250 kW/333 PS starken Sechszylindermodells 540i. Darüber rangieren die sportlichen M- oder M-Performance-Modelle mit V8 und bis zu 467 kW/635 PS. Wer viel unterwegs ist, fährt mit einem der bislang zehn unterschiedlichen Dieselmodelle besser – allesamt sind ausgesprochen effizient. Die Spanne reicht vom 110 kW/150 PS starken und sehr genügsamen 518d bis zum vierfach aufgeladenen R6-Renner M550d mit 294 kW/400 PS. Komplettiert wird das Antriebsprogramm von fünf Plug-in-Hybriden auf Vier- und Sechszylinderbasis, die ein Band von 150 kW/204 PS bis 290 kW/394 PS abdecken. Bei allen Motorfamilien gilt: Die schwächeren Modelle fahren mit Hinterradantrieb, die stärksten mit Allradtechnik. Im Bereich dazwischen haben Käufer häufig die Wahl. Kaum Alternativen gibt es zur Achtgangautomatik, die nur in den ersten Monaten nach Produktionsstart beim 520d nicht zur Serienausstattung zählt.
Ausstattung und Sicherheit: Für den 5er bietet BMW die ganze Palette an Assistenzsystemen, die zuvor im Oberklassemodell der 7er-Reihe Premiere feierte. Das meiste davon muss allerdings extra bezahlt werden. Wie überwiegend auch bei den Wettbewerbern waren nur die City-Bremsfunktion und ein Müdigkeitswarner beim Neuwagen aufpreisfrei. Wer mehr Assistenten für sich arbeiten lassen will, dem sei ein Gebrauchter mit sogenanntem Innovationspaket und mit zusätzlichem Driving Assistance Plus empfohlen, in dem vom Head-Up-Display über adaptives Kurvenlicht bin hin zu den Assistenten im engeren Sinne für Spurhalte- und Spurwechsel, Lenk- und Spurführung, Stop&Go-Funktion im Stau, Querverkehrs- und Kreuzungswarnung und Ausweichhilfe sehr viel, aber noch nicht alles, enthalten ist. Beim Fahrwerk gibt es neben der Standard- und der Sportausführung auch eine adaptive Variante („Adaptive Drive“), die mit einer aktiven Wankstabilisierung kombiniert ist.
Qualität: Die Münchner Business-Baureihe ist ein echter Kilometerfresser, was sich in der TÜV-Statistik niederschlägt. Im Schnitt liegen sie bei der Laufleistung dem Mittelwert gleichaltriger Pkw. Bei der ersten Hauptuntersuchung fallen daher immerhin rund 7 Prozent aller Kandidaten mit erheblichen Mängeln auf. Licht, Lenkung und Abgasanlage schneiden hervorragend ab, in allen anderen Kategorien liefert das teure Premiumauto aber eher Durchschnitt, im Kapitel Ölverlust nicht einmal den. Auch ein paar Rückrufe musste der 5er schon über sich ergehen lassen, darunter einen wegen mangelhafter Befestigung des Fahrersitzes und einen wegen Brandgefahr bei den Plug-in-Hybriden. Wie sich die Mängelstatistik in den kommenden Jahren weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Der Vorgänger hatte notorische Schwächen am Fahrwerk, steht allerdings noch auf einer älteren, viel schwereren Plattform.
Fazit: In vielerlei Hinsicht ist der BMW 5er ein Traumauto. Die Diesel sind außerordentlich sparsam, die stärkeren Benziner kräftig und seidig. Das hochwertige Gesamtpaket hat allerdings seinen Preis: Unter 20.000 Euro sind fast nur Laufleistungs-Riesen mit deutlich mehr als 200.000 Kilometern zu haben.
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