Test des neuen Cupra Formentor VZ e-Hybrid
Der Seat-Ableger Cupra sieht Emotionalität als Markenkern. Der Formentor zeigt, wie das gemeint sein könnte.
SP-X/Köln. Teutonische Technik, gewürzt mit einem Schuss spanischem Machismo und aufgemixt mit viel Liebe fürs Detail: Beim Formentor VZ e-Hybrid hat Cupra sein Marken-Rezept noch einmal verfeinert. Der kompakte Crossover ist ein emotionaler Sportler für junggebliebene Familienväter und -mütter. Die halbgaren Öko-Ambitionen beim Antrieb könnte sich der Plug-in-Hybrid allerdings getrost sparen.
Der Formentor ist das erste eigenständige Modell der sportlichen Seat-Tochter, die sich bei ihrer Premiere für einen dynamischen Mix aus Steilhecklimousine und SUV entschieden hat. Im Cupra-Universum sortiert sich der Crossover somit irgendwo zwischen einem Seat Leon und einem Ateca ein. Eine clevere Wahl für ein Debüt, erlaubt sie doch die Kombination von dynamischer Linienführung und tieferem Schwerpunkt auf der einen sowie von bulligem Auftritt und gutem Platzangebot auf der anderen Seite. Letzteres ist in jeder Beziehung alltagstauglich: Selbst hinten haben Erwachsene ausreichend Knie- und Kopffreiheit. Und auch der Kofferraum ist ausreichend groß und zudem recht variabel.
Dass die praktischen Seiten überzeugen, dürfte nicht zuletzt eine Argumentationshilfe am Familientisch sein, warum es als neues Auto ausgerechnet ein Formentor sein muss. Die eigentlichen Pluspunkte des Spaniers sind aber weniger nüchtern, sondern ganz klar emotional und betreffen das extrovertierte Styling. Außen fungieren die kupferfarbenen Zierteile an Felgen, Auspuffblenden und dem einem Tribal-Tattoo nachempfundenen Markenlogo als Hingucker. Nahezu ein Alleinstellungsmerkmal der Marke und optisch durchaus stimmig und wertig umgesetzt.
Noch viel mehr Fan-Service gibt es im Cockpit, wo rot umrandete Zusatzknöpfe auf dem Lenkrad für Formel-1-Feeling sorgen, die fein bestickten Sportsitze mit integrierter Kopfstütze festen Halt bieten und die Grafik von Digital-Instrument und Mittel-Touchscreen rot und pulsierend an Urinstinkte appelliert. Die Liste an kleinen Gags und Upgrades ließe sich fortsetzen, etwa mit dem kleinen Projektor in den Außenspiegeln, der beim Aussteigen ein Licht-Logo auf den Asphalt wirft. Der Formentor wird so zum südländischen Temperamentsbolzen und legt alle Reste der norddeutschen Nüchternheit ab, die ihm der VW-Konzernbaukasten in die Wiege gelegt hat.
Die Technik unter dem Blech hat der Spanier aber nicht exklusiv, sondern teilt sie sich natürlich mit seinen Konzerngeschwistern von VW, Skoda und Audi. Anders als bei den anderen Cupra-Modellen gibt es den Formentor nicht nur mit Hochleistungs-Motoren, sondern auch in zivileren Ausführungen ab 110 kW/150 PS. Im Testwagen war jedoch der 180 kW/245 PS starke Plug-in-Hybridmotor verbaut, der am oberen Ende des Leistungsspektrums rangiert. Die Kombination aus 1,4-Liter-Benziner und E-Motor ist wie alle Antriebe ab 245 PS an die Ausstattungslinie „VZ“ gekoppelt, die unter anderem mit 19- statt 18-Zöllern und den erwähnten Sportsitzen aufwartet.
Der Doppelantrieb passt prinzipiell gut zu dem 4,45 Meter langen und nicht unbedingt leichten Crossover. Der E-Motor mit seinen 85 kW/115 PS sorgt für Druck beim Anfahren und hohe Elastizität beim Zwischenspurt. Insgesamt liegen die Fahrleistungen zumindest mit gefüllter Batterie auf einem durchaus zur optischen Dynamik passenden Niveau, auch wenn der Antrieb insgesamt eher souverän als dezidiert sportlich daherkommt. Das Zusammenspiel erfolgt flexibel und geschmeidig, lediglich beim Heranrollen an eine Ampel oder ähnlichen Situationen arbeitet die Kombination nicht immer harmonisch und irritiert mit unerwarteten Drehmomentspitzen.
Bei geringer Leistungsabfrage, etwa beim Segel mit Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn oder beim Mitschwimmen im Stadtverkehr übernimmt der E-Motor auch gerne mal allein den Vortrieb. Allerdings nur bei gut gefülltem Akku – womit wir beim bauartbedingten Schwachpunkt des Formentor wären. Die 12,8 kWh reichen in der Theorie für 58 Kilometer – in der Praxis ist das aber allenfalls im Stadtverkehr machbar. Im Alltag sind bei Mixverkehr eher Werte um die 40 Kilometer realistisch.
Das wäre in vielen Fällen wohl trotzdem genug, hätte sich Cupra nicht - wie auch viele Konkurrenten - einen schnellen Bordlader gespart. Das eingebaute Exemplar nuckelt aber im besten Fall mit 3,6 kW an der Wechselstrom-Leitung. Für eine komplette Ladung des kleinen Akkus sind so mindestens 3,5 Stunden nötig. Das Anschließen an eine öffentliche Ladesäule während des Einkaufs oder anderer Besorgungen spart man sich da lieber direkt. Auf einen Gleichstrom-Schnellladeanschluss hat Cupra gleich ganz verzichtet. In vielen Fällen dürften relativ hohe nicht-elektrische Fahranteile die Folge sein; und dann liegt der Verbrauch bei 7 bis 8 Litern.
Letztlich ist der Plug-in-Hybrid so vor allem wegen der Förderung interessant, die es in Form der E-Auto-Prämie und bei der Dienstwagensteuer gibt. Immerhin hat der geneigte Käufer so ein weiteres Argument gegenüber Ehepartner oder Dienstherr in petto. Doch tief im Herzen dürften ganz andere Gründe die Hauptrolle bei der Entscheidung spielen, die mindestens 44.120 Euro (Listenpreis) minus Umweltprämie Richtung Spanien zu überweisen.
Technische Daten – Cupra Formentor VZ e-Hybrid:
Fünftüriger Crossover mit fünf Sitzen, Länge: 4,45 Meter, Breite: 1,84 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 1,99 Meter), Höhe: 1,53 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 420 – 1.415 Liter, Tankinhalt: 40 Liter
Plug-in-Hybridantrieb, 1,4-Liter-Turbobenziner mit 110 kW/150 PS, E-Motor mit 85 kW/115 PS, Systemleistung 180 kW/245 PS, Systemdrehmoment: 400 Nm, Allradantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungs-Automatik, 0-100 km/h: 7,0 s ; Vmax: 210 km/h, Normverbrauch: 1,5 Liter/100 Kilometer plus 15,9 kWh/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 32 g/km, elektrische Reichweite: 58 Kilometer, Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM, Effizienzklasse A+, Testverbrauch mit leerem Akku: 7,7 Liter, Testverbrauch mit vollem Akku: 3,4 Liter/100 Kilometer
Preis ab 44.120 Euro
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