Test - Mazda3 e-Skyactiv 2.0 M Hybrid
Mit dem Mazda3 bietet der japanische Hersteller ein Kompakt-Modell, das sich etwas abseits vom Mainstream bewegt. Das hat seinen Reiz, doch nicht nur Vorteile.
SP-X/Köln. Um sich aus der Vielzahl kompakter Modelle hervorzutun, muss man als Autohersteller schon einige Register ziehen. Mazda zum Beispiel setzt im Fall des Mazda3 auf auffälliges und fast schon gewagtes Styling. Mit schmalen LED-Leuchten, großen glatten Flächen mit weichen Wölbungen statt scharfer Kanten sowie überakzentuierten Proportionen ist er eine echte Ausnahmeerscheinung. Anders als man angesichts der progressiven Außenhaut vielleicht vermuten könnte, bleibt der Japaner in Zeiten elektrifizierter, automatisierter und digitalisierter Autos technisch zugleich ein bodenständiger Typ klassischer Prägung. Das hat neben fast schrulligen auch seine charmanten Facetten.
Dieser Widerspruch zeigt sich zum Beispiel im Cockpit. Hier hat das in der Autobranche rasant fortschreitende Hochrüsten mit mehr und größeren Displays scheinbar Pause eingelegt. Der nur mittelgroße und mittig positionierte Digital-Tacho im Kombiinstrument wird noch von echt analogen Anzeigen flankiert, während der Infotainmentscreen im Vergleich zu den aktuell üblichen Riesendisplays mit 8,8 Zoll recht kompakt ausfällt und außerdem relativ weit weg vom Fahrer platziert ist.
Der Cockpit-Vertouchung hat Mazda hier ebenfalls eine Absage erteilt. Im 3 werden weiterhin per Dreh-Drück-Knopf in der Mittelkonsole in bisweilen auch etwas umständlicher Weise Eingaben gemacht. Manchmal kann alternativ die Sprachsteuerung helfen. Weil der große Screen auf Touchfunktion verzichtet, bleibt das schöne Cockpit von hässlichen Fingerabdrücken verschont und außerdem der Blick während Eingaben weiter auf die Straße gerichtet. Ergänzt wird das Anzeigekonzept durch ein großzügiges Head-up-Display, das dem Fahrer ebenfalls hilft, sich aufs Verkehrsgeschehen zu konzentrieren. Was fehlt, ist die Möglichkeit, die Navigationsgrafik alternativ ins Cockpitdisplay zu verlegen, um sich parallel auf dem Infotainment-Screen etwa das Radio-Menü anzuzeigen. Eindeutig ein Lob verdient dafür das vornehmlich in Schwarz gehaltene Cockpit mit feinem Materialmix und metallisch glänzendem Zierrat in wohldosierter Menge. Das wirkt stilvoll, wertig und auch in wohltuender Weise anders.
Beim Druck auf den Startknopf meldet sich ein Zweiliter-Benziner mit kurzem Drehzahlhoch kernig zu Wort. Angesichts der derzeit allgegenwärtigen E-Antriebe kann man sich hier mal wieder an einer akustisch verbindlichen Rückmeldung erfreuen. Und wie in alten Zeiten werden hier noch eine Kupplung getreten und die Gänge mit einem geschmeidig durch die Gassen flutschendem Hebel händisch gewechselt. Obwohl dem Vierzylinder-Saugmotor ein Mildhybrid-System beim Sparen hilft, bleiben echte E-Boost-Freuden aus. Hier macht eindeutig der Vierzylinder die Musik, die gerne durchdringender wird, weil oft höhere Drehzahlen benötigt werden. Die liefert der Benziner gerne und oftmals notgedrungen, denn will man flotter unterwegs sein, sind häufiger kleinere Gänge und große Drehzahlen gefragt. Auf Turbo-Boost muss man verzichten.
Wer mit dem Mazda3 schaltfaul auf der Autobahn zum Zwischensprint ansetzt, sollte deshalb geduldig sein und Drängler ertragen können. Um im sechsten Gang auf Topspeed zu kommen, braucht es leere Autobahnen. 206 sollen es laut Datenblatt sein, die Tachonadel ließ sich praktisch auf sogar über 220 km/h treiben und das schien noch nicht das Ende der Fahnenstange zu sein. In bergigem Terrain wird eine aktive Schaltstrategie unumgänglich. Das mag auch seinen Reiz haben, denn der Mazda3 animiert mit Fahrwerk und Lenkung zu einer spaßbetonten Fahrweise. Fahrdynamisch gehört er eindeutig zu den talentierteren Vertretern seiner Zunft. Und obwohl er ziemlich verbindlich auf der Straße liegt, müssen empfindliche Rücken eine Reise keineswegs fürchten.
Auch das Tankbudget wird nicht überstrapaziert. Mal waren wir flotter, mal geruhsamer unterwegs - zum eigentlich realitätsnahen WLTP-Verbrauch von 5,5 Liter pro 100 Kilometer kam noch ein Praxis-Liter obendrauf. Für einen 110 kW/150 PS starken und fast viereinhalb Meter langen Fünftürer ein sehr akzeptabler Wert.
Akzeptabel ist auch das Platzangebot. Vorne sitzt man recht entspannt, im Fond mit seinem fast schon höhlenartigen Charakter sind Kopf- und Kniefreiheit allerdings höchstens passabel. Ebenfalls keinen Pokal gewinnen kann der Fünftürer mit seinem von 358 auf 1.026 Liter erweiterbaren Kofferraum. Im Alltag wird man dennoch auch damit gut zurechtkommen. Wirklich eingeschränkt ist hingegen die Rundumsicht. Diese wird durch das vergleichsweise schmale Seitenfensterband und noch stärker durch mächtige C-Säulen behindert. Bei Spurwechsel und beim Rechtsabbiegen übt man sich häufiger und länger als in anderen Autos im Schulterblick. Nicht nur für Außenstehende, sondern auch für den Fahrer ist der Mazda3 also ein Kopfverdreher. Im Autobahnbetrieb sorgt immerhin der Totwinkelwarner für Entlastung, der ebenso wie Abstandstempomat, Verkehrszeichenerkennung, Head-up-Display, Infotainmentsystem mit 8,8-Zoll-Dispaly und Voll-LED-Scheinwerfern zur rund 25.000 Euro teuren Basisausstattung gehört. Mit dieser durchaus selbstbewussten Preispolitik liegt der Mazda3 jedenfalls voll im Trend.
Mazda3 e-Skyactiv G 2.0 M Hybrid - Technische Daten:
Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen, Länge: 4,46 Meter, Breite: 1,80 Meter (mit Außenspiegeln 2,03 Meter), Höhe: 1,44 Meter. Radstand: 2,73 Meter, Kofferraumvolumen: 358 – 1.026 Liter
2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner, 1100 kW/150 PS, maximales Drehmoment: 213 Nm bei 4.000 U/min, Vmax: 206 km/h, 0-100 km/h: 9,1 sec., Durchschnittsverbrauch nach WLTP: 5,5 l/100 km, Testverbrauch: 6,5 l/100 km, CO2-Ausstoß: 127 g/km, Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM, Effizienzklasse: B
Preis ab: 24.990 Euro
Preis des Testwagens: 32.650 Euro
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