Herkunft macht Freude auf Zukunft
Es sind die magischen Momente der Vergangenheit, die Marken begehrenswert machen und Vorfreude auf die Zukunft wecken. Genau deshalb feiern mittlerweile fast alle Automobilhersteller ihre runden Geburtstage: Über 300 Meilensteine der Modell- und Mobilitätsgeschichte sollen 2021 gewürdigt werden
Es sind die magischen Momente der Vergangenheit, die Marken begehrenswert machen und Vorfreude auf die Zukunft wecken. Genau deshalb feiern mittlerweile fast alle Automobilhersteller ihre runden Geburtstage: Über 300 Meilensteine der Modell- und Mobilitätsgeschichte sollen 2021 gewürdigt werden
SP-X/Köln. Für die Automobilwelt ist nichts mehr, wie es war: Die Corona-Pandemie bewirkte ungeahnte Absatzeinbrüche, die Transformation zur Elektromobilität erfordert enorme Anstrengungen und dann drohen auch noch die jungen chinesischen Autobauer, den globalen Markt zu dominieren. Zeit, sich darauf zu besinnen, dass Zukunft Herkunft braucht, sagen sich sämtliche Automobilfirmen mit Vergangenheit und feiern jeden Meilenstein ihrer Unternehmenshistorie. Kaum ein Jahrestag, der nicht mit verklärendem Blick bejubelt wird, wie 2020 eine Flut virtueller PR-Events zeigte. Ab dem kommenden Frühling soll es auch wieder reale Oldtimer-Festivals mit Fans geben, gilt es doch über 300 kleine und große Jubiläen aus der Automobilgeschichte zu begehen, die vor genau 135 Jahren mit den Patent-Motorwagen von Carl Benz und Gottlieb Daimler ihren Anfang nahm. Mit 130 Jahren fast ebenso lang ist es her, dass Elektro-Automobile in lokal emissionsfreie Fahrt kamen und bis 1912 sogar weltweit in größeren Stückzahlen verkauft wurden als die bereits damals ob ihrer Abgase nicht unumstrittenen Verbrenner. Ob sich die Stromer im zweiten Anlauf endgültig durchsetzen, wird die Zukunft zeigen. Vorher feiern 2021 erst einmal große Marken Geburtstag, darunter Ford (125 Jahre Autobau), Chevrolet (110 Jahre), Maybach und Bentley (100 Jahre Autobau), Mazda (90 Jahre Autobau) sowie Jeep (80 Jahre). Nicht zu vergessen die Jubiläen legendärer Modelle wie Jaguar E-Type (60 Jahre), Mercedes 350 SL (50 Jahre) oder Volvo 850 (30 Jahre).
Sogar einige heute noch in Produktion befindliche Modelle wie die seit 25 Jahren gebaute Lotus Elise nähern sich bereits dem Oldtimerstatus. Das H-Kennzeichen, in Deutschland amtlicher Oldtimer-Ausweis, wird allerdings frühestens am 30. Jahrestag der Erstzulassung eines Modells ausgestellt. Für die Fans feudaler V12-Limousinen ist das Jahr 1991 deshalb Anlass, das erste deutsche Zwölfzylinder-Duell der Nachkriegszeit zu zelebrieren, ausgetragen zwischen den künftigen H-Kennzeichen-Kandidaten Mercedes-Benz 600 SEL (W 140) und BMW 750iL (E 32). Es war die Wiederholung eines edlen Wettstreits um die Rolle der nobelsten Limousine für Kanzler und Konzernchefs, der in der Bundesrepublik vor 70 Jahren mit dem ersten Aufeinandertreffen von BMW 501 „Barockengel“ und Mercedes-Benz 300 „Adenauer“ begonnen hatte. Hinzu kamen in jenen frühen Jahren des Wiederaufbaus noch der ostdeutsche BMW 342 für DDR-Funktionäre sowie der Opel Kapitän ‘51 – verewigt in Reinhard Meys Ballade vom „schneeweißen Kapitän“ – und der Borgward Hansa, der wenig später mit Sechszylinder und Pullman-Karosserie für Furore sorgen sollte. Damals war Borgward drittgrößter deutscher Autobauer, nur zehn Jahre später signalisierte der Konkurs des Bremer Giganten erste Risse im bundesdeutschen Wirtschaftswunder.
Die frei gewordene Borgward-Ausstellungsfläche auf der Frankfurter IAA 1961 besetzte deshalb BMW und präsentierte dort den Typ 1500 als erstes Modell der legendären „Neuen Klasse“ (1500-2002 tii), aber auch das exklusive V8-Bertone-Coupé 3200 CS. Noblesse, die Mercedes mit dem von Paul Bracq gezeichneten 220 SE Coupé (W 111) konterte. 2021 zeigt die IAA in München emissionsarme Auto-Mobilität der Zukunft, vor 60 Jahren war die IAA dagegen noch ein Schaufenster des Wohlstands. Automobile galten als bürgerliche Statussymbole, die beim samstäglichen Waschritual stolz den Nachbarn gezeigt wurden und so gab es für gesellschaftliche Aufsteiger die neuen Modelle Volkswagen 1500 (Typ 3), Mercedes 190 „Heckflosse“, aber auch die französischen Revolutionäre Renault 4 und Citroen Ami 6. Exzentrisch im Design, fortschrittlich durch Frontantrieb, bahnbrechend durch eine Heckklappe (der Ami 6 als Break) und dazu billig wurde besonders der R4 ein Symbol für klassenloses Savoir-Vivre, das Studenten ebenso schätzten wie Professoren. Damit unterschied sich dieses gallische Duo von pragmatischen Kleinwagen wie NSU Prinz 4 oder Toyota Publica, die ebenfalls 1961 debütierten, aber die Rolle des Einsteigermodells oder Zweitwagens übernahmen.
Das allererste Auto im Leben der meisten Europäer und Amerikaner stammte allerdings schon damals von anderen Herstellern: Die englischen Marken Matchbox und Corgy Toys erfüllten Kinderträume durch Modellautos und erhielten vor 55 Jahren Konkurrenz durch die amerikanischen Hot-Wheels-Miniaturen des Elliott Handler. Seine Firma Mattel lieferte über drei Milliarden Autos in Spielzimmer. Auf der Straße war Deutschland schon seit 1961 weltweit zweitgrößter Autobauer, eine Pole Position, an der zehn Jahre später die Japaner rüttelten. Damals drängten Mazda, Mitsubishi und Nissan verstärkt nach Europa vor. Subaru machte den ersten millionenfach verkauften Allrad-Pkw startklar, Toyota lieferte Corolla, Carina und Corona in Deutschland aus und die deutschen Autobauer – sie stornierten die kostspielige IAA 1971 aus Angst vor einer Rezession. So debütierten die Neuheiten jenes Jahres – darunter Alfasud, Alpine A 310, BMW 02-Touring, Fiat 127, Maserati Bora, Mercedes-Benz 350 SL/SLC, Renault 15/17 und der Volvo 1800 ES „Schneewittchensarg“ - entweder nur vor der Presse oder auf anderen Messen wie Paris, Genf und Turin.
Im Jahr 1981 war die IAA wieder wichtigste Autoschau der Welt, ansonsten sah der automobile Globus aber anders aus. Dafür hatte zwischenzeitlich aufkommendes Sicherheits- und Umweltbewusstsein gesorgt. So wurde 1976 in Deutschland die Gurtpflicht eingeführt, Kinder unter zwölf Jahren mussten fortan im Fond sitzen, auf Autobahnen gilt seitdem Richtgeschwindigkeit 130 km/h und die ersten Drei-Wege-Katalysatoren debütierten in Kalifornien, ehe sie sich in den 1980er Jahren auch hierzulande durchsetzten. Eine Dekade, die den SUV- und Allrad-Hype in Fahrt brachte mit neuen Modellen wie Suzuki SJ 410, Nissan/Datsun Patrol (auch bei deutschen Polizeibehörden), Subaru 1800 4WD, Toyota Tercel 4WD und Toyota Land Cruiser.
Gab es 1981 nur noch Nippon-Novitäten? Verschiedene EU-Mitgliedsstaaten kämpften dagegen an, in dem sie Importquoten für Autos aus Japan verlangten, die Asiaten wiederum antworteten durch die Planung europäischer Werke und Kooperationen mit Marken wie Alfa Romeo (1983 Nissan-Alfa Arna) und British Leyland (1981 als Honda-Triumph Ballade). Ab 1991 enterten Koreaner Europa (zunächst Hyundai und Kia) und heute sind es Chinesen, die sich beide fast von Beginn mit europäischen Kooperationspartnern und Entwicklungszentren einrichteten.
Die Sportschau des Jahres 1981 bestimmten jedoch noch einmal westliche Verführer. VW Scirocco II, Renault 5 Alpine Turbo, Porsche 944, Mercedes 500 SEC, Maserati Biturbo, Camaro Z28 oder Audi Coupé GT, alle bewirkten Emotionen und zeigten bald, dass auch emissionsärmere Fahrdynamiker (mit Katalysator) ungetrübte Freude bereiten können. So wie heute Tesla, Porsche & Co einem elektrifizierend schnellen Fahrvergnügen den Weg frei machen wollen.
Chronologie der wichtigsten Jubiläen im Jahr 2021:
1886 (135 Jahre): Die Automobilpioniere Carl Benz und Gottlieb Daimler präsentieren die ersten Patent-Motorwagen, das Automobil mit Verbrennungsmotor kommt in Fahrt. Zwanzig Jahre später, 1906 also, schenkt Carl Benz dem Deutschen Museum in München den ersten jemals von ihm gebauten Motorwagen. Auf dem Neckar wird 1886 ein Motorboot mit Daimler-Aggregat erprobt. Das französische Unternehmen De Dion-Bouton bietet die ersten Autos mit Dampfantrieb an. Der amerikanische Unternehmer William Durant kaufte eine Kutschenfabrik in Coldwater und gründet die Flint Road Cart Company. Die Vorboten des 1908 von Durant gegründeten Konzerns General Motors
1891 (130 Jahre): Die Geburtsstunde des Elektro-Automobils schlägt in den USA.
William Morrison erprobt in Des Moines (Iowa) Elektrofahrzeuge, die 1893 zur Attraktion der Weltausstellung in Chicago werden und ein erster Schritt hin zur Elektromobilität sind. Bis zum ersten Weltkrieg erfreuen sich Elektro-Fahrzeuge besonders in den USA großer Popularität, aber auch weltweit werden bis 1912 mehr Elektrofahrzeuge als Verbrenner gebaut. Peugeot startet sein Motorsportengagement, zunächst außer Konkurrenz mit einem Begleitfahrzeug bei der Fahrradfernfahrt Paris-Brest-Paris. Der französische Hersteller Panhard & Levassor führt die Antriebsanordnung aus Frontmotor und Hinterradantrieb ein, die sich allgemein durchsetzt. Assar Gabrielsson, einer der beiden Volvo-Gründungsväter, wird am 13. August im schwedischen Korsberga geboren
1895 (125 Jahre): Peugeot, seit 1889 im Automobilbau aktiv, entwickelt seinen ersten eigenen Motor für Pkw. Henry Ford baut sein erstes Quadricycle und verkauft davon vier Einheiten
1901 (120 Jahre): Die „Woche von Nizza“ ird vom ersten Mercedes 35 PS der Daimler Motoren-Gesellschaft dominiert. Benz baut in einen Lastwagen den Motor vorn ein, während der Antrieb via Hinterräder erfolgt. Ein Prinzip, das sich durchsetzt. Preußen erlässt die erste polizeiliche Verordnung zur Regelung des Kraftfahrzeugverkehrs, die von anderen Ländern adaptiert wird. Bei Beaumont/Texas wird Erdöl entdeckt, dessen Förderung so simpel ist, dass die Preise auf unter fünf Cent pro Barrel sinken. Das billige Benzin beschleunigt die Verbreitung des Verbrennungsmotors und verdrängt um 1912 die Elektrofahrzeuge
1906 (115 Jahre): Rolls-Royce wird als Marke eingetragen. Am 27. Juni erzielt Fred Marriot mit einem Stanley-Dampfwagen am Strand von Ormond Beach (Florida, USA) den letzten Weltrekord für ein dampfbetriebenes Automobil, dies mit einer Geschwindigkeit von 195,652 km/h über einen Kilometer und 206,448 km/h über die Distanz einer Meile. In Deutschland wird die Kfz-Steuer nach sogenannten Steuer-PS eingeführt. Die dazu angewendete Formel berücksichtigt die Zylinderzahl, Bohrung und Hub
1911 (110 Jahre): Chevrolet geht als Automobilhersteller an den Start. Am 9. Februar erfolgte die Eintragung des Mercedes Sterns ins Warenzeichenregister, dies auf Veranlassung der beiden Söhne des im Jahr 1900 verstorbenen Firmengründers Gottlieb Daimler. Das Sternsymbol war für Gottlieb Daimler wichtig und der Daimler-Vorstand beantragte daher den Gebrauchsmusterschutz für drei- und vierzackige Sterne. Im britischen Manchester (Trafford-Park) geht das erste Ford-Werk außerhalb Nordamerikas an den Start. In Indianapolis/USA wird das erste 500-Meilen-Rennen ausgetragen. Die ersten Knight-Schiebermotoren werden von den US-amerikanischen Autobauern Stearns, Stoddard-Dayton und Columbia eingesetzt. Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, gilt bei Fiat. Der italienische Hersteller führt den S 76 ein mit 28,4 Liter-Motor. Die Rallye Monte Carlo wird als Sternfahrt erstmals ausgetragen, Sieger ist ein Turcat-Méry
1916 (105 Jahre): Die Bayerischen Motoren Werke (BMW) werden am 20. Juni gegründet. Am 12. August wird das erste Pikes Peak Bergrennen ausgetragen. Ferruccio Lamborghini, italienischer Automobilkonstrukteur, wird geboren
1921 (100 Jahre): Maybach, Bentley und Maserati (Gründung schon 1914) beginnen mit dem Automobilbau. Der britische Hersteller Morris führt den Cowley als erstes britisches Volumenmodell mit rein in Großbritannien gefertigter Antriebstechnik ein. Rumpler präsentiert seinen legendären stromlinienförmigen Tropfenwagen, der in Serie geht und auch in Fritz Langs Zukunftsvision fürs Kino „Metropolis“ eine automobile Hauptrolle besetzt. In Berlin findet die erste Internationale Automobil Ausstellung nach dem Weltkrieg ausgetragen. Die legendäre Avus (Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße) wird in Berlin eröffnet (Planungen bereits 1909) und dies nicht nur als Rennstrecke. In Bad Homburg wird das erste deutsche „Automobilturnier“ zelebriert, ein Concours d’Elegance, der fortan in vielen Kurorten ausgetragen wird. In Detroit wird das General Motors Building eröffnet als Hauptquartier jenes Automobilkonzerns, der Ford überholen will. Jedes zweite Auto der Weltproduktion ist 1921 aber ein Ford T-Modell. In Dallas (USA) wird das erste Drive-In-Restaurant eröffnet
1926 (95 Jahre): Zusammenschluss der Unternehmen Daimler und Benz zu Mercedes-Benz. Erste Mercedes-Benz-Baureihen sind die Typen 8/38 PS und 12/55 PS. Henry Ford führt in seinen Werken den Achtstunden-Arbeitstag und die Fünf-Tage-Woche ein. Citroën ist größter Autobauer Europas, 31.000 Mitarbeiter produzieren täglich 400 Autos. Der Opel „Laubfrosch“ wird für breitere Bevölkerungskreise erschwinglich. Bei Ford beginnt die Produktionsbeginn des Model T in Berlin. In Berlin werden Verkehrsampeln mit der Lichtzeichenfolge Rot-Gelb-Grün eingeführt
1931 (90 Jahre): Mazda startet mit der Automobilproduktion in Hiroshima/Japan. Der DKW Front mit Zweizylinder-Motor debütiert auf der Berliner Automobilausstellung. Mit diesem Kleinwagen und weiteren bezahlbaren Modellen steigt DKW zum vorübergehend zweitgrößten deutschen Automobilhersteller auf hinter Opel. Trotz noch andauernder Weltwirtschaftskrise setzen Prestigemarken auf 16-Zylinder-Motoren, allen voran Cadillac und Marmon. Dagegen vertrauen Daimler (Double Six), Bucciali (TAV 12), Horch (670), Hispano-Suiza (54 C), Walter (Royal) auf neue V12. „Nur“ Achtzylinder genügen den Luxuslinern von Maybach und Mercedes-Benz, die damit bei Politik und Prominenz damals die größten Absatzerfolge erzielen. Als erstes deutsches in größeren Stückzahlen gebautes Modell mit Einzelradaufhängung debütiert beim Pariser Salon der Mercedes 170 mit sogenannter Vollschwingachse. Der legendäre Sportwagen Alfa Romeo 8C 2300 mit Kompressormotor debütiert bei der Mille Miglia und der Targa Florio
1936 (85 Jahre): Erster Prototyp des späteren Volkswagen Käfer Cabriolets von Karmann. BMW präsentiert den Sportwagen 328 und Mercedes-Benz den Typ 170 V als neues Einstiegsmodell. Der Fiat 500 Topolino debütiert als kleinste Baureihe in Massenproduktion. Citroen führt den Typ Rosalie 11 UD mit Dieselmotor ein. Opel Kadett A und Super 6 gehen in Serie. Mit einer Jahresproduktion von 120.293 Fahrzeugen ist Opel größter Autobauer Europas. Toyota AA geht als erster Pkw der Marke in Serie. Bugatti Atalante Type 57 wird eingeführt. Bei einer Verkehrszählung wird die heutige A3 im Abschnitt Köln-Düsseldorf als meistbefahrene europäische Fernstraße ermittelt mit einem täglichen Verkehrsaufkommen von 3.000 bis 3.500 Fahrzeugen
1941 (80 Jahre): Der Allradhersteller Jeep geht an den Start. Am 6. Juni stirbt der amerikanische Automobilkonstrukteur und Rennfahrer Louis Chevrolet. Die Tankstellen der Reichsautobahnen halten neben Benzin auch Holz für Generatoren-Automobile bereit. Gleichzeitig werden in Deutschland alle Privatfahrzeuge für den Kriegseinsatz beschlagnahmt, ausgenommen sind allerdings Zweitakter, Frontantriebsmodelle und Fahrzeuge mit weniger als 1,0-Liter Hubraum. Das Elektrofahrzeug Peugeot VLV geht in Serienproduktion und bewährt sich in Metropolregionen auch als Liefer- und Zustellfahrzeug
1946 (75 Jahre): Bei Volkswagen in Wolfsburg feiert die Belegschaft im März die Auslieferung des 1.000sten Käfers. Auf dem Pariser Salon debütiert der Renault 4 CV als französisches Volksfahrzeug. Der englische Jowett Javelin gilt dank Einzelradaufhängung und Pontonkonzept mit Stromliniendesign als Trendsetter für moderne Kompaktklassemodelle. Produktionsbeginn des Volvo PV60 als für lange Zeit letztes Volvo Luxusmodell (erst mit dem Volvo 164 nahm Volvo diese Tradition wieder auf). Bau des ersten Nachkriegs-Opel, des Opel Blitz 1,5 Tonnen. Gründung der Designschmiede Carozzeria Alfredo Vignale in Turin, heute liegen die Vignale-Markenrechte bei Ford. Neu in diesem Jahr sind außerdem Jensen 4 Litre, Rolls-Ryoce Silver Wraith, Panhard Dyna, Hotchkiss 686, Chevrolet Fleetmaster Sport Sedan, MG TC, Riley 1.5 l, Awtowelo BMW 321, Singer Nine und Bentley MK VI
1951 (70 Jahre): Beim Großen Preis von Argentinien starten erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder Mercedes-Benz „Silberpfeil“-Rennwagen. Bundespräsident Theodor Heuss eröffnet am 19. April in Frankfurt die IAA, die fortan alle zwei Jahre stattfinden soll. Mehr als 600.000 Besucher bestaunen Premieren wie die neue Staats- und Repräsentationslimousine Mercedes 300, den BMW 501 „Barockengel“ und den aufgefrischten Opel Kapitän. Nur ein halbes Jahr später eröffnet der Bundespräsident in Berlin (West) den „Internationalen Autosalon 1951“ mit 280 Ausstellern und 626 Fahrzeugen aus sieben Nationen. Neu auf dem Markt sind u.a. Lancia Aurelia B20 GT, Panhard Dyna Cabriolet, Armstron-Siddeley Sapphire, Nash-Healey, Hotchkiss Grégoire, Simca 9 Aronde, Austin A 40 Sport, Goliath GP 700 (Borgward), Alfa Romeo 1900 Sport. Der Bundesrat lehnt die Einführung einer Autobahnmaut in Deutschland ab. US-Autobauer liefern bereits 75 Prozent ihrer Modelle mit Getriebeautomatik aus. Dunlop entwickelt eine Scheibenbremsenanlage, die sich bei Sportwagen-Modellen (etwa von Jaguar) eingeführt wird. In Japan baut Daihatsu den ersten Pkw
1956 (65 Jahre): Debüt der Renault Dauphine, die als erstes Renault-Modell in mehr als zwei Millionen Einheiten produziert wird. Peugeot 403 Cabriolet (Dienstfahrzeug von TV-Inspector Columbo) geht in Serie. Ebenfalls neu sind Mercedes-Benz 190, 220 S und 219 und Volvo Amazon. Markteinführung des Toyota RK23, erster international erfolgreicher japanischer Pickup und Vorläufer des Toyota HiLux. Der Standort Hannover-Stöcken übernimmt die Produktion des VW-Transporters. Bosch präsentiert das asymmetrische Abblendlicht, das den rechten Fahrbahnrand weiter ausleuchtet. Am 11. Oktober beschließt der Bundestag die Einführung einer sogenannten Verkehrssünderkartei beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg. Die Jahres-Automobilproduktion in der Bundesrepublik überschreitet zum ersten Mal die Millionenmarke, davon werden 484.000 Kraftfahrzeuge exportiert
1961 (60 Jahre): Auf dem Genfer Salon debütiert im März der Jaguar E-Type. Neu sind außerdem die von Pininfarina gezeichneten Modelle Peugeot 404 Coupé und Cabriolet. Peugeot gründet das erste internationale Tochterunternehmen zur Fahrzeugmontage in Argentinien (IAFA). Der Citroën Ami 6 wird am 24. April in ganz Europa gleichzeitig vorgestellt. Debüts außerdem von Austin Mini Cooper, BMW 3200 CS und BMW 1500 (Neue Klasse), Fiat 2300 S Coupé, Ford 17 Taunus M TS, Mercedes-Benz 300 SE, Mercedes-Benz 220 SE Coupé, Mercedes-Benz 190 (Heckflosse), MG Midget, NSU Prinz 4, Opel Rekord Coupé, Renault 4, Triumph TR4, Volkswagen 1500 Stufenhecklimousine (Typ 3) und der zweitürige Volvo Amazon (P130). Der Volvo P 1800 geht in Serienfertigung. Der Bremer Autobauer Borgward muss Konkurs anmelden. Der fünfmillionste VW Käfer läuft vom Band. Japan öffnet sich und erlaubt den Import von Fahrzeugen für Privatpersonen. Toyota Publica geht als erster japanischer Kleinwagen (oberhalb des Kei-Car-Segments) in Großserie. Serienanlauf des deutschen Amphicar 770. Ab dem 1. Juli gilt in Deutschland ein Gesetz, dass Diebstahlsicherungen für Neuwagen vorschreibt. Mit 1,9 Millionen produzierten Fahrzeugen ist Deutschland größter europäischer Autohersteller und die Nummer zwei in der Welt hinter den USA. Im Titelkampf der Formel 1 stirbt Ferrari-Pilot Wolfgang Graf Berghe von Trips bei einem tödlichen Unfall am 10. September in Monza
1966 (55 Jahre): Dacia wird gegründet. Jaguar wird Teil der British Motor Corporation (BMC), die zur British Motor Holding umfirmiert. Das Mittelklassemodell Fiat 124 wird vorgestellt und als Lada designiertes sowjetisches Volksauto (Fiat errichtete von 1966 bis 1970 im sowjetischen Toljatti ein Werk). Serienstart der ersten Generation des Toyota Corolla, heute meistverkauftes Pkw-Modell aller Zeiten, noch vor VW Golf und Käfer. Gleich 13 Geschwindigkeitsweltrekorde stellt im Oktober Japans erster Supersportwagen auf, der Toyota 2000 GT. BMW übernimmt den bayerischen Konkurrenten Glas. Jensen FF erster moderner Seriensportwagen mit Allradantrieb. Premiere für Alfa Romeo 1600 Spider (Duetto), Alfa Romeo GT 1300 Junior, Audi 80, Audi Super 90, BMW 1600-02 bzw. BMW 02-serie, BMW 2000, Chevrolet Camaro, Daf 44 (mit wegweisender Michelotti-Karosserie, die noch dem Volvo 66 die Konturen gab), De Tomaso Mangusta (Vorserienauto), Ferrari 275 GTB/4, Ferrari 330 GTC, Fiat 124 Coupé und Spider, Ford 12 M/15 M (P6), Glas 2600 V8 (Serienanlauf), Honda N 360, Jeepster Commando, Lamborghini Miura, Lotus Europa (Kunststoffkarosserie), Maserati Ghibli 4700, Mercedes-Benz 250 SL, Nissan Silvia, Opel Rallye Kadett, Opel Rekord C, Peugeot 204 Coupé und Cabrio, Porsche 911 S, Subaru Fronte (erster Subaru mit Boxermotor), Triumph GT6 und Volvo 144. Battista „Pinin“ Farina, italienischer Karossier und Automobildesigner, stirbt am 4. April. Elliott Handler, Mitbegründer des Spielwarenunternehmens Mattel entwickelt die Idee der Hot-Wheels-Modellautos, der wichtigsten US-Wettbewerber zu den englischen Matchboxautos
1971 (50 Jahre): Als weltweit erstes Land führt der australische Bundesstaat Victoria die Plicht zum Anlegen von Sicherheitsgurten ein. Am 20. Januar teil der VDA mit, dass die diesjährige IAA Pkw in Frankfurt ausfällt, dadurch versprechen sich die sonst ausstellenden Automobilunternehmen Kosteneinsparungen von rund 100 Millionen Mark. Neu auf dem Markt sind Alfa Romeo Alfasud, Alfa Romeo 2000 Berlina, Alpine A 310, BMW 3,0-Liter-Limousinen und CS Coupés, BMW 02 Touring, BMW 2002 Baur Cabriolet, Fiat 127, Fiat 128 Sport Coupé, Jaguar E-Type V12, Lamborgini Urraco, Maserati Bora, Mazda RX-3, Mercedes-Benz 350 SL und 350 SLC (R/C 107), Monica V8, Opel GT/J, Renault 15 und Renault 17 und Volvo 1800 ES „Schneewittchensarg“. Subaru produziert die ersten Allrad-Pkw in Serie. Nach Gründung der Importzentrale im Vorjahr liefert Toyota nun die ersten Fahrzeuge an deutsche Kunden aus. Toyota Japan feiert den Export des zehnmillionsten Fahrzeugs. Die Jahresproduktion von Volkswagen erreicht erstmals mehr als zwei Millionen Einheiten. Austin-Healey beendet Produktion und Vertrieb, ebenso der US-Autobauer Rambler. Die Nutzung von Spikereifen wird in der Bundesrepublik auf die Zeit zwischen dem 15. November und dem 15. März beschränkt
1976 (45 Jahre): Marktstart von Alfa Romeo Alfasud Sprint, Audi 100 (C2, erster Pkw mit Fünzylinder-Benziner), BMW 6er, Citroën CX Prestige, Citroën LN, Ferrari 512 BB, Ford Fiesta, Honda Accord (erstes Mittelklassemodell), Innocenti De Tomaso, Lada Niva, Lancia Gamma, Lotus Esprit, Maserati Kyalami, Renault 14, Rover 3500 SD1, Seat 1200 Sport, Triumph TR 7, Volvo 343 und VW Golf Diesel. In Wolfsburg läuft der einmillionste Golf vom Band. Einführung des Toyota Corolla Liftback als modischer Shooting Brake. Seit Jahresbeginn gilt in Deutschland die Gurtpflicht, außerdem wird die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h gesetzlich eingeführt (vorher versuchsweise), Kinder unter zwölf Jahren dürfen nicht mehr auf dem Beifahrersitz Platz nehmen und der zulässige Bleigehalt im Benzin wird reduziert von 0,4 g pro Liter auf 0,15 g je Liter. Als Weltneuheit präsentiert Volvo in Kalifornien den ersten Dreiwege-Katalysator mit Lambdasonde. Die National Highway Traffic Safety Administration in den USA kauft eine Serie von insgesamt 24 Volvo 240. Diese dienen als Referenzfahrzeuge in Sicherheitsstandards für alle Neuwagen auf dem US-Markt
1981 (40 Jahre): Neue Modelle sind Alfa Romeo Alfasud mit Heckklappe, Anadol-16, Audi Coupé GT, Bitter SC Cabriolet, BMW 315, BMW 5er (E28), Bertone/Fiat Ritmo Cabrio, Cadillac Cimarron, Chevrolet Camaro Z28, Citroen Visa II, Citroen Oltcit, Daihatsu Cuore, Ferrari BB 512i, Fiat Argenta, Ford Fiesta XR2, Ford Capri III Turbo, Honda City, Honda Ballade, Honda Quintet, Honda Accord, Jaguar XJ-S H.E., Lamborghini Jalpa, Maserati Biturbo, Mazda Cosmo/929 Coupé, Mercedes SEC S-Klasse Coupés (W 126), Mitsubishi Galant und Sapporo, Mitsubishi Cordia, Nissan/Datsun Laurel Diesel, Nissan/Datsun Patrol (deutscher Marktstart), Nissan Stanza, Nissan Sunny, Opel Ascona C, Renault 5 Alpine Turbo, Porsche 944, Renault 9, Rolls-Royce Silver Spirit, Skoda Coupé Rapid/Garde, Suzuki SJ 410, Talbot Samba, Talbot Matra Murena, Talbot Tagora, Toyota Tercel, Toyota Carina, Toyota Celica, Toyota Celica Supra, Volkswagen Polo II und Derby II, Volkswagen Scirocco II, Volkswagen Passat Fünfzylinder. Volkswagen gelingt es als erster Importmarke, Modelle an US-amerikanische Polizeibehörden zu verkaufen, den Auftakt macht der VW Rabbit (Golf), der u.a. in Kansas eingesetzt wird. Nissan kommuniziert im August eine Namensänderung von Datsun zu Nissan. Als letzter Triumph-Sportwagen läuft der TR7 aus. Die Limousine Triumph Acclaim (Kooperationsmodell mit Honda) wird als finales Modell der Marke in drei Jahren nur 133.000 Mal verkauft
1986 (35 Jahre): Neu sind u.a. Audi 80 (B2), Bentley Turbo R, BMW 7er, Ferrari Mondial 3.2, Honda Prelude (mit Allradlenkung), Jaguar XJ6, Lancia Thema 8.32 (Ferrari), Mazda RX-7 (FC), Mercedes-Benz 560 SEL, Opel Omega (löst nach über 30 Jahren die Baureihe Rekord ab), Opel Kadett Cabrio, Rover 800, Suzuki Swift GTI, VW Golf Syncro und Golf GTI 16V, Volvo 480 (erster Volvo mit Vorderradantrieb). Untergang der Marke Talbot (vormals Simca, Chrysler, Matra und die englischen Marken der Rootes-Gruppe). Am 31.12. läuft in Brasilien der letzte VW Käfer vom Band
1991 (30 Jahre): Neu vorgestellt werden u.a. Alpine A 610 Turbo, Aston Martin Virage 2+2 (Großbritannien), Audi 80 (B4, letzter Audi 80), BMW 3er Coupé, BMW 5er Touring, Bugatti EB 110, Fiat Cinquecento, Mazda MX-3 V6, Mazda MX-6, Mercedes-Benz 300 CE-24 Cabriolet (W 124), Mercedes-Benz S-Klasse (W 140), Mercedes-Benz SEC bzw. S-Klasse Coupés (W 140), Opel Astra, Opel Frontera, Peugeot 106, Pontiac Grand Am (Generation 4), Pontiac Bonneville (Generation 9), Porsche 968, Porsche 968 Cabriolet, Renault Espace (Generation 2), Renault 19 Cabriolet, Rolls-Royce Touring Limousine (Nachfolger des Phantom VI), Rover 100, Rover 200 GTi und Cabriolet, Seat Toledo, Toyota Celica Turbo 4WD, Toyota Celica Cabriolet, Volkswagen Golf III (auch mit 2.8 VR6), Volkswagen Passat VR6 und Corrado VR6 und Volvo 850. Dazu gibt es das erste deutsche Zwölfzylinder-Duell der Nachkriegszeit von BMW 750iL (E 32) vs. Mercedes 600 SEL (W 140). Hyundai startet auf dem deutschen Markt. Produktionseinstellung bei Wartburg und Trabant (März/April). Lexus erweitert sein Modellprogramm um den SC 400 und ist mit 71.206 Zulassungen erfolgreichster Oberklasse-Anbieter in den USA. Volkswagen übernimmt den tschechischen Hersteller Skoda als vierte Konzernmarke
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