Gebrauchtwagen-Check des Nissan Micra (Typ K14)
Der Nissan Micra machte sich einst als Frauenliebling einen Namen. Mittlerweile ist es um den Kleinwagen recht still geworden.
SP-X/Köln. Der Micra war der Bestseller im Portfolio von Nissan. Das ist allerdings schon eine Weile her. Die einstigen Verkaufserfolge der ersten zwei Generationen ließen über die Jahre stark nach. Qualitätsprobleme und starke Wettbewerber machten dem einstigen Frauenliebling das Leben schwer. Die seit 2017 angebotene fünfte Generation will an alte Tugenden anknüpfen.
Karosserie und Innenraum: Im Vergleich zur vierten Generation hat der Fünftürer um 17 Zentimeter auf eine Länge von 4 Metern zugelegt. Gleichzeitig wurde der Kleinwagen breiter und flacher. Der Längenzuwachs ermöglicht ordentliche Platzverhältnisse. Auf der Rückbank sollten allerdings nur zwei nicht allzu lange Personen mitfahren. Die abfallende Dachlinie geht zudem zu Lasten der Kopffreiheit der Fondnutzer. Fahrer und Beifahrer können jedoch den Raumgewinn genießen, man kommt seinem Sitznachbarn nicht zu nahe. Die Sitze geben für einen Kleinwagen recht ordentlichen Halt; die Sitzauflagen könnten jedoch etwas länger sein. Klassenüblich sind die Sitze nicht für regelmäßige Langstreckenfahrten gemacht. Das Kofferraumvolumen lässt sich durch Umklappen der Rücksitzlehnen von 300 auf bis zu 1.004 Litern erweitern. Eine unpraktische Stufe stört dann beim Beladen.
Optisch setzt sich die fünfte Generation stark vom Vorgänger ab. Statt gestaucht, hoch und rundlich fährt sie gestreckt, flach und muskulös vor und übernimmt Design-Anleihen von Juke und Qashqai. Auch die Kulleraugen sind Geschichte, es gibt nun große dominante Leuchten. Je nach Geschmack der Erstkäufer fahren die Micra in auffälligen Lacktönen und darauf abgestimmte Innenraumdekore vor.
Motoren und Antrieb: Zum Marktstart gab es drei Motoren – zwei Benziner und ein Diesel. Die Aggregate stammen vom Konzernpartner Renault. Basistriebwerk ist der 1,0-Liter-Dreizylinder mit 54 kW/73 PS, der mit Verbrauchsnormwerten je nach Ausstattung zwischen 4,6 und 4,9 Litern aufwartet. Der 1,5-Liter-Diesel leistet 66 kW/90 PS und begnügt sich mit durchschnittlich 3,2 Litern. Der Selbstzünder flog Mitte 2018 aus dem Programm. Volumenmotor war der 0,9-Liter-Turbo-Benziner mit 90 PS. Der Dreizylinder agiert recht quirlig, schafft Tempo 175 und mit Normwerten von 4,4 bis 5, 1 Litern liegt er auf dem Verbrauchniveau des Saugers. Ende 2018 ersetzte Nissan den Turbo durch eine Einliter-Version, die auf 74 kW/100 PS kommt. Außerdem war seit Anfang 2019 eine Ausbaustufe mit 86 kW/117 PS zu haben. Mittlerweile (seit Ende 2020) wird der Micra ausschließlich mit einem 68 kW/92 PS starken Einliter-Turbo angeboten. Einzig beim 117 PS-Aggregat übernahm ein manuelles Sechsganggetriebe die Kraftübertragung auf die Vorderräder, ansonsten ist ein Fünfgang-Schaltung Serie. Für die Varianten mit 92 und 100 PS gibt es als Alternative ein stufenloses CVT-Getriebe (Xtronic).
Ausstattung und Sicherheit: Der Micra wurde zunächst in den Ausstattungsvarianten Visia, Visia Plus, Acenta, N-Connecta und Tekna offeriert. Ab Visia Plus ist eine Klimaanlage an Bord. Wer ein wenig Komfort goutiert, sollte mindestens zu N-Conntecta-Modellen greifen. Hier gehören unter anderem 16-Zöller in Alu, Lederlenkrad und Navi zum Serienumfang. Elektronische Helfer wie Totwinkel-, Spurhalte- oder Fernlichtassistenten oder eine 360 Grad-Umgebungskamera standen gegen Aufpreis zur Wahl. Ende 2021 hat Nissan seine Ausstattungslinien neu strukturiert und um weitere Niveaus ergänzt. N-Design bietet etwa Rückfahrkamera und Nebelscheinwerfer. N-Sport hat unter anderem 17-Zöller, LED-Scheinwerfer, Alcantara-Sitze, Sportlenkrad und Klimaautomatik an Bord. 2017 erzielte der Micra beim NCAP-Crashtest eine Vier-Sterne-Bewertung.
Qualität: Die aktuelle Micra-Generation hat sich bislang bei der TÜV-Hauptuntersuchung (HU) nicht mit Ruhm bekleckert. Obwohl die durchschnittliche Laufleistung der Micra-Fahrzeuge unter dem Schnitt liegt, fiel der Kleinwagen schon bei der ersten HU bei Achsaufhängung, Beleuchtung und mit Ölverlust auf. Das heißt, beim Gebrauchtwagenmodell sollte man genau hinschauen und im Zweifel fachkundigen Rat einholen.
Fazit: Im Vergleich zum Vorgänger ist der aktuelle Micra (Typ K14) eine attraktivere Erscheinung geworden. Der Trend zu kleinen SUV wirkt sich aber negativ auf die Verkaufszahlen von klassischen Kleinwagen aus. Platzangebot und Verarbeitung gehen in Ordnung, allerdings ist es ihm bisher nicht gelungen, beim TÜV zu überzeugen. Wer ein gebrauchtes Modell erwerben möchte, muss mindestens 8.000 Euro investieren.
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