Gebrauchtwagen-Check des Fiat Panda (Typ 312)
Den Fiat Panda gibt es seit über 40 Jahren. Der italienische Bär entwickelte sich schnell zu einem Kult-Auto, hatte aber auch immer seine Problemzonen. Die sind auch bei der aktuellen dritten Generation ein Thema.
SP-X/Köln. Er gehört zu den Dauerläufern auf dem deutschen Auto-Markt: der Fiat Panda. Als die aktuelle dritte Generation (Typ 312) Anfang 2012 das automobile Licht der Welt erblickte, war sie allerdings keine Neuentwicklung. Sie nutzt weiterhin die Technik des Vorgängers, die auch dem Methusalem Fiat 500 als Baukasten dient. Der Panda ist zwar recht betagt, bot aber für einen Kleinstwagen auch ziemlich ungewöhnliche Extras wie zum Beispiel Allradantrieb.
Karosserie und Innenraum: Der Panda ist nur rund 3,70 Meter lang und mit einer Breite von 1,66 Metern recht schmal. Da er jedoch bei der Höhe (1,66 Meter) nicht geizt, ergibt sich für die Insassen ein ordentliches Platzangebot. Selbst im Fond gibt es mit ein wenig Rücksicht der Vorderleute bei der Justierung ihrer Sitze nicht viel zu meckern. Ob der optional erhältliche Mittelplatz auf der Rückbank belegt werden sollte, hängt ganz stark vom Hüftumfang der Mitreisenden ab. Deutlich weniger Einschränkung muss man sich beim Beladen des Kofferraums auflegen. Zwischen 225 und 870 Liter passen hinein. Sofern man ein Modell mit geteilt umlegbarer Rücksitzlehne hat, lässt sich das Volumen variabel nutzen. Das Interieur des Fünftürers gibt sich je nach Ausstattungsvariante von sehr nüchtern bis zu farbenfroh und modern. Insgesamt wirkt der Panda recht putzig; ein Eindruck, der durch die knappen vorderen und hinteren Überhänge sowie die recht kleinen Räder (14 bis 15 Zoll) unterstrichen wird.
Motoren und Antrieb: Das Motorenangebot des Kleinstwagens war bis 2020 umfangreich und umfasste Benziner, Diesel und eine Erdgasvariante. Basisbenziner ist ein 1,2-Liter-Vierzylinderbenziner mit 51 kW/69 PS, der ausschließlich mit Frontantrieb kombinierbar war. Der Vierzylinder genügt fürs städtische Umfeld. Wenn es etwas spritziger sein soll, kommen der 0,9-Liter-Zweizylinder-Turbo ins Spiel, die mit 57 kW/78 PS (bis 2018), 63 kW/85 PS und 66 kW/90 PS (bis 2018) angeboten wurden beziehungsweise werden. Hier gelingt der Spurt von 0 auf 100 km/h in rund 12 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit nähert sich der 170 km/h-Grenze. Am sparsamsten agiert mit einem Normverbrauch von 4 Litern der 78 PS-Version. Der 0.9-Liter diente bis Anfang 2022 auch als Grundlage für die Erdgasvariante mit 59 kW/80 PS beziehungsweise 52 kW/70 PS. Sehr ungewöhnlich in der Kleinstwagenklasse: Die mittlere sowie die stärkste Ausbaustufe des Turbos sowie die zwei 1,3-Liter-Diesel mit 55 kW/75 PS und 70 kW/95 PS waren mit Allradantrieb erhältlich. Die Diesel (Normverbrauch: 3,6 bis 4,7 Liter) flogen 2018 aus dem Programm, die kleinen Turbos sind ebenfalls Geschichte. Aktuell bietet Fiat nur noch einen Einliter-Dreizylinder mit 51 kW/69 PS mit Mildhybridunterstützung an. Die Kraftübertragung übernehmen bei allen Panda-Varianten manuelle Getriebe mit fünf oder sechs Gängen. Eine Automatik gibt es nicht.
Ausstattung und Sicherheit: Die günstigen Neuwagenpreise von unter 10.000 Euro – mit Rabattaktionen sogar billiger – bedeuten wie in dieser Klasse üblich, dass mit spitzer Feder gerechnet wurde. Die Basisversionen, die gerne von Liefer- und Sozialdiensten geordert wurden, sind rollende Verzichtserklärungen: Klimaanlage oder Radio galten als überflüssig. Wer auch noch Wert auf ein wenig Optik legt, sollte nach „Lounge“-Modellen Ausschau halten und in Ausstattungsliste des gewünschten Fahrzeugs studieren. Fiat offerierte unter anderem Nebelleuchten, Unterbodenfahrschutz für Allradfahrzeuge, 15-Zoll-Leichtmetallfelgen, Stoffsitzen mit Leder-Applikationen und Panoramaglasdach als Extras. Bei der Recherche sollte auch der Sicherheitsausstattung genauer unter die Lupe genommen werden. Die älteren Modelle verfügen nicht serienmäßig über ESP, den Schleuderschutz gab ab es zunächst nur gegen Aufpreis. Auch die Zahl der Airbags ist mit 4 überschaubar. Dafür hatte der kleine Fiat als eines der ersten Modelle seiner Klasse ein City-Notbremssystem auf der Optionsliste. Beim NCAP-Crashtest reichte es 2011 immerhin für vier von fünf Sternen, beim Nachtest von 2018 nach verschärften Regeln waren es dagegen null Sterne.
Qualität: Günstige Neuwagenpreise haben oftmals negative Auswirkungen auf die Bereitschaft der Erstbesitzer, sich um Wartung und Pflege zu kümmern. Die Folgen zeigen sich bei der TÜV-Hauptuntersuchung (HU). Die TÜV-Prüfer bemängeln ab der zweiten HU überdurchschnittlich oft die Abgasanlage. Zudem neigt der Panda zu Ölverlust. Dazu kommen große Probleme mit der Aufhängung, Federn und Lenkgelenken. Und auch bei der Lichtanlage müssen die TÜV-Prüfer viel kritisieren. Wo sich jedoch Unstimmigkeiten beim Abblendlicht und den Rückleuchten vergleichsweise einfach und kostengünstig richten lassen, gehen die anderen Mängel ins Geld.
Fazit: Apropos Geld: Mindestens 3.500 Euro muss man in einen 10 Jahre alten Panda investieren. Angesichts der TÜV-Mängelliste sollte man sein Wunschmodell genau checken (lassen), um böse und teure Überraschungen zu vermeiden. Die seltenen 4x4-Fahrzeuge sind ab rund 10.000 Euro zu haben.
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