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Flatrate fürs Fahren - Auto Abonnements

Flatrate fürs Fahren - Auto Abonnements

Auto-Abonnements sind noch ein relativ neuer Trend in Deutschland. Die Flatrate-Angebote locken mit Komfort und Flexibilität, können aber auch zur Kostenfalle werden.

SP-X/Köln. Das Auto-Abonnement zählt zu den Gewinner der aktuell angespannten Lage auf dem Neuwagenmarkt. Vor allem Unternehmen und Dienstwagennutzer wollen mit der Full-Service-Kurzzeitmiete die lange Lieferzeiten bei Neuwagen umgehen. Privatkunden testen mit E-Mobilen risikoarm, wie elektrisches Fahren ins eigene Leben passt. Noch ist der Markt in der Findungsphase – und auch schwarze Schafe sind noch unterwegs.

Beim Auto-Abonnement nutzt der Kunde für einen festen monatlichen Betrag ein Fahrzeug. Wartung, Reparaturen und Versicherung sind bereits in die Rate eingerechnet, lediglich die Kraftstoffkosten kommen noch dazu. Wichtigster Unterschied zum sogenannten Full-Service-Leasing, das einen ähnlichen Leistungsumfang bietet, ist die geringere Mindest-Vertragslaufzeit – sie beträgt üblicherweise rund sechs Monate statt der im Leasing üblichen zwei bis drei Jahre. Bei einigen Anbietern sind auch Laufzeiten von nur einem Monat möglich. Interessant etwa für Menschen, die sich zu lange an einem fremden Ort aufhalten, als dass sich ein klassischer Mietwagen lohnen würde.

Rund 400 bis 500 Pkw-Modelle werden aktuell jeden Monat im Abo angeboten. Das Angebot wächst nur langsam, dafür kontinuierlich. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer rechnet mittelfristig aber mit einer wichtigen Rolle von Abonnements: „So wie heute die sogenannten 3-Wege-Finanzierung mehr als zwei Drittel aller Autofinanzierungen ausmachen wird es in einigen Jahren mit dem Abo“, prognostiziert der Leiter des Center Automotive Research (CAR) und führt die Vorteile des Modells ins Feld. „Alle Risiken, die ein Auto mit sich bringen kann, hat man beim Auto-Abo ausgeschlossen. Und die Monatsraten können sehr attraktiv sein.“ Im vergangenen Jahr haben nach CAR-Schätzungen rund 52.500 Kunden einen Abo-Vertrag geschlossen. Rund 72 Prozent der deutschen Führerscheininhaber, die in den kommenden drei Jahren ein Auto kaufen wollen, können sich der Studie zufolge ein Abo-Modell vorstellen. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 53 Prozent.

Die hohe Flexibilität von Abo-Modellen gibt es nicht umsonst. Aber in vielen Fällen kann sich die Buchung auch finanziell lohnen. Selbst wer schon einen großen Schadenfreiheitsrabatt erreicht hat, kann dank der Pauschal-Prämie in der Abo-Gebühr häufig billiger fahren als mit einem eigenen Auto. Vorausgesetzt, man findet ein günstiges Angebot. Dudenhöffer rechnet regelmäßig die Tarife auf den großen Plattformen nach und veröffentlicht die Ergebnisse im Auto-Report seines Center Automotive Research (CAR). Die Formel können Abo-Interessenten auch selbst nutzen: „Wir gehen von 15.000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr aus und legen einmalige Startkosten oder ähnliches um. Dann teilt man für diese Bedingungen die Monatsrate durch den Kaufpreis des Neuwagens.“ Heraus kommt eine Dezimal- beziehungsweise Prozentzahlt: Bleibt das Ergebnis unter 0,02 beziehungsweise 2 Prozent, handelt es sich um ein gutes Angebot.

Im Juli etwa lag ein Großteil der Angebote der großen Anbieter und Plattformen im Bereich zwischen 1,4 und 2,5 Prozent. Die Anbieter gliedern sich grob in drei Gruppe. Das sind zunächst die Autohersteller, aktuell angeführt von Volvo („Care by Volvo“), Seat („Conquar“) und VW, die früh in den Markt eingestiegen sind. In der zweiten Gruppe finden sich herstellerunabhängige Anbieter wie „like2drive“, „Finn“ oder das Mietwagenunternehmen „Sixt“. Gruppe drei schließlich bilden Plattformanbieter wie „ViveLaCar“ oder „Faaren“, die Bestandsfahrzeuge von Autohändlern an Abo-Kunden vermitteln. ViveLaCar bietet zudem gemeinsam mit Mercedes gebrauchte Fahrzeug außer im Verkauf auch für Abonnenten an. Außer BMW, Audi, Alfa-Fiat, Peugeot-Citroen, Opel, Tesla und einigen kleinen Japanern sind mittlerweile nahezu alle Autobauern zurzeit mit Auto-Abo-Angeboten im Markt.

Neben zahlreichen guten oder ordentlichen Angeboten registriert Dudenhöffer aber immer wieder auch schwarze Schafe, die Kunden mit äußerst schlechten Angeboten – Abo-Faktoren von 4,5 oder 5 Prozent ködern wollen. Zu finden sind sie vor allem bei Fahrzeugen, die nicht direkt vom Hersteller, sondern von Händlern angeboten werden. „Und das können durchaus sehr große Händler sein. Da kann man nur sagen, Finger weg. Mit so etwas zieht man dem Kunden das Geld aus der Tasche“, warnt Dudenhöffer.

Für die Händler sind die Abo-Modelle aber auch ohne Trickserei ein interessantes Geschäft, öffnen sie doch einen zusätzlichen Vertriebskanal. Auch die Hersteller profitieren. „Was wir in Deutschland sehen ist, dass mehr als ein Drittel der E-Autokäufer über Abo-Modelle nachdenkt“, so Christian Middelhauve, weltweiter Vertriebschef von Mercedes Mobility. „Abo-Modelle sind ein Trend, der bleibt. Ich glaube aber auch, dass viele junge Leute, die heute ein Abo wählen würden, sich später auch noch einmal mit dem Gedanken befassen werden, ein Auto wirklich zu besitzen.“ Neben der Erschließung neuer Kundenkreise dürften aber auch noch weitere Punkte für die Industrie eine Rolle spielen, etwa der Verzicht auf eine teure Händler-Infrastruktur.

Wahrer Profiteur soll aber der Kunde sein. Bislang ist der in der Mehrheit männlich, verfügt über eine höhere Bildung und hat Spaß an Autos. „Wer keine Lust hat öfter in Autowerkestätten zu gehen, ein neues Auto fahren will, sich nicht um Steuer, Versicherung, Reparaturen, Gebrauchtwagenverkauf kümmern will, für den ist das Abo schon reizvoll“, findet Dudenhöffer. Als Beleg für den hohen Reiz des flexiblen Modells kann eine Studie seines CAR-Instituts dienen. Wer einmal ein Auto-Abo abgeschlossen hat, bleibt dem Nutzungsmodell treu. Rund 80 Prozent der Abo-Kunden würden beim nächsten Pkw erneut auf diese Spezialform des Full-Service-Leasings zurückgreifen, hat sie ergeben.

Holger Holzer/SP-X


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