Fahrbericht des neuen Kia Sportage als Plug-in Hybrid
Kia erweitert seine jüngst erschienene SUV-Baureihe Sportage erstmals um ein Modell mit Plug-in-Hybrid. Wer die entsprechende Förderung will, muss sich wohl schnell entscheiden.
P-X/Frankfurt. Nachdem die herkömmlichen Varianten der nunmehr fünften Sportage-Generation bei ihrem ersten Auftritt Anfang des Jahres als Benziner und Diesel schon mit viel Lob bedacht wurden, schiebt Kia jetzt zu Preisen ab 44.390 Euro das neue Spitzenmodell nach. Erstmals bietet es einen Plug-in-Hybrid-Antrieb, dessen Batterie extern an der Steckdose oder Wallbox nachgeladen werden kann. Dank des recht starken Akkus kommt der Sportage auf eine rein elektrische Reichweite von 78 Kilometern und qualifiziert sich so für die Innovationsprämie. Zumindest noch bis Ende dieses Jahres. Dann nämlich will die Ampel-Regierung den Geldsegen aus Steuergeld stoppen.
Damit enden auch die heftigen Diskussionen über den Sinn einer Förderung der Doppelherz-Autos, die neben einem klassischen Benziner einen mehr oder weniger starken Elektromotor an Bord haben. Insofern startet der neue Sportage mit 1,6 Liter-Benziner plus Elektromotor, die zusammen auf 195 kW/265 PS kommen, in eine ungewisse Zukunft.
Die Frontpartie wird vom schwarzen, breiten Kühlergrill beherrscht. Das LED-Tagfahrlicht zeigt sich in Form eines auffälligen Bumerangs. Ein Leuchtenspiel auch am Heck, wo die fein gezeichneten Rücklichter die steile Heckklappe mittig durchschneiden.
Im Innenraum zieht sich ein leicht gewölbtes Doppel-Display vom linken Rand bis über die Mitte des Armaturenbretts. In der Mittelkonsole ersetzt ein großes Drehrad den gewohnten Wählhebel der Automatik, ein kleineres bereitet den Sportage auf Ausflüge in raueres Terrain vor und optimiert den Grip des Allradantriebs. Ein Druckknopf zwingt die Elektronik, den Benzinmotor stillzulegen und das SUV nur elektrisch zu bewegen. Hilfreich in Wohngebieten, in denen es bald auch abgasfreie Zonen geben könnte.
Ist der Hybrid-Modus aktiv, übernimmt der Bordrechner das Kommando, regelt das Zusammenspiel der beiden Herzen je nach Vehemenz der rechten Fußsohle. Beeindruckend der Galopp, wenn sich alte und neue Energie zusammentun. Die 195 kW/265 PS sorgen für beruhigende Durchzugskraft zum Beispiel beim Überholen auf der Landstraße. Das alles leert die Batterie naturgemäß schneller als eigentlich gewünscht. Die Anzeige der elektrischen Restreichweite wird zum Countdown. Das gilt vor allem dann, wenn sich die Tachonadel auf der Autobahn der 200er-Marke nähert. Selbst ausgeklügelte Technik kann die Physik nicht überrumpeln, Tempo kostet nun mal Strom. Aus dem Umweltauto wird ein klassischer Verbrenner der alten Schule.
Im Umkehrschluss fühlt sich der Sportage im Cityverkehr und den Straßen um die Städte herum am wohlsten. Hier kann wirklich, von kurzen Beschleunigungsphasen abgesehen, „sauber“ gefahren werden. Auf der werktäglichen Tour ins Büro oder an die Werkbank reichen die 70 Kilometer Reichweite oft für mehrere Tage. Und wenn dann über Nacht daheim nachgeladen wird, hat das Plug-in-Hybrid-System seinen Zweck erfüllt. Man hat zumindest zweiweise ein E-Auto, muss sich aber um Reichweiten keine Sorgen machen.
Ingenieursarbeit, die ihren Preis hat. Wobei im recht hohen Grundpreis von 44.390 Euro viel Serienmäßiges mitgeliefert wird. Dazu gehören Abstandsradar, Verkehrszeichenerkennung. Das System hat Fußgänger und Radfahrer im Blick, warnt vor gefährlichen Begegnungen und bremst von allein, wenn der Fahrer nicht reagiert. Das gleiche gilt bei Querverkehr und beim Abbiegen. Im Stau hilft die Technik, dem Vordermann selbsttätig zu folgen, hält die Spur und nimmt dem Toten Winkel im Rückspiegel seinen Schrecken. Für knapp 1.400 Euro mehr sind in einem Paket weitere Feinheiten versteckt, wie die Fernbedienung, bei der der ausgestiegene Fahrer den Sportage in eine Lücke oder aus der engen Garage zu bugsieren kann.
Es bleibt die Frage, ob Interessenten eines Sportage bereit sind, für ein technisch anspruchsvolles und gut ausgestattetes Auto im angesagten SUV-Kleid deutlich mehr Geld auszugeben als für die Benziner- oder Dieselvarianten. Solange die Förderung noch fließt, ist der Teilzeitstromer sogar etwas günstiger als der Allradler mit 132 kW/180 PS. Kia spricht von genügendem Vorrat, um neuen Kunden noch in diesem Jahr beliefern zu können. Denn die Förderung wird erst bei Zulassung ausgezahlt. Wenn die ab 2023 wegfällt, ist der Sportage mit Stecker über Nacht um 6.400 Euro teurer als der 180 PS-Verbrenner. Eine Teuerungswelle, die aber auch seine Rivalen trifft, auch den als Gegner auserkorenen VW Tiguan.
Kia Sportage Plug-In-Hybrid –technische Daten
Fünftüriges SUV der Kompaktklasse mit fünf Sitzen; Länge: 4,51 Meter, Breite: 1,87 Meter (ohne Außenspiegel), Höhe: 1,65 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 540– 1.715 Liter
1,6-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner, 132 kW/180 PS bei 5.5 00 1/min, kombiniert mit 70 kW/91 PS Elektromotor. Systemleistung:195 kW/265 PS, Systemdrehmoment: 350 Nm bei 1.500-2.500 U/min, Batterie mit 13,8 kWh. Sechs-Gang-Automatik, Allradantrieb, 0 – 100 km/h: 8,2 s. Vmax: 191 km/h. Normverbrauch (WLTP) 1,1 Liter/100 Kilometer, Stromverbrauch 16,9 kWh/100 km. CO2-Ausstoß: 26 g/km, elektrische Reichweite: 70 km bzw. 78 km (City); Abgasnorm Euro 6d, Effizienzklasse A+++. Preis: ab 44.390 Euro
Kurzcharakteristik
Warum: Weil er eine vernünftige elektrische Reichweite bietet, wenn er denn fleißig nachgeladen wird
Warum nicht: Weil das Doppelherz-System wohl demnächst aus gutem Grund nicht mehr mit staatlichem Geldsegen rechnen kann
Was noch: VW Tiguan Plug-in-Hybrid, Citroen C5 Aircross 225e, Cupra Formentor VZ 1.4 e-Hybrid und viele andere
Wann kommt er: Schon bestellbar
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