Ein guter Bekannter - Test des Suzuki Swace 1.8 Hybrid
Fast wie einst im Sozialismus: Beim Hybrid-Kombi Suzuki Swace kann der Kunde lediglich die Außenfarbe nach seinem Geschmack wählen. Mehr Auto braucht es allerdings auch nicht.
SP-X/Köln. Wohl nur wenige werden sich noch daran erinnern, dass Suzuki mit Baleno Wagon und Liana auf eine längere Tradition von Familienkombis zurückblicken kann. Nach rund 15 Jahren Pause setzte der 2020 eingeführte und Anfang 2023 modellgepflegte Swace dieses Erbe fort. Das Kompaktmodell bietet nicht nur Platz, sondern als Vollhybrid außerdem einen für Suzuki-Verhältnisse aufwendig gestrickten und frisch erstarkten Antrieb. Dieser Fortschritt hat allerdings einen Grund: Der Swace ist eigentlich ein Toyota Corolla Touring Sports.
Und um den Suzuki als Corolla zu identifizieren, braucht es nicht einmal einen zweiten Blick. Sieht man von modifizierten Luftöffnungen der Front, Auspuffdesign, Markenlogo und Schriftzügen am Heck einmal ab, sind beide Modelle identisch. Größere Investitionen zum Kaschieren der offensichtlichen Verwandtschaft hat man gescheut. Ob nun die Front ein S oder T trägt – beide Versionen empfehlen sich gleichermaßen als moderne und vorzeigbare Familienkombis.
Entsprechend praktisch ist der Swace veranlagt. Im 4,66 Meter langen Fünftürer geht es in Reihe eins sowie im Gepäckabteil geräumig zu. Fast 600 Liter Gepäck passen ins Heck. Um weitere 1.000 Liter lässt sich das Stauraumvolumen ausbauen, sofern die Rückbanklehne nach vorne geklappt wird. Im Unterboden finden sich noch Zusatzfächer. Eine Fernentriegelung, Verzurrösen, Taschenhaken und das Gepäckraumrollo runden das gute Nutzwert-Niveau ab. Lediglich auf der Rückbank dürften sich Großgewachsene etwas mehr Entfaltungsspielraum wünschen. 390 Kilogramm Zuladung sowie 450/750 Kilogramm Anhängelast sind in Hinblick auf Transporttalente zudem kein Ruhmesblatt.
Materialauswahl und Verarbeitung im Swace gehen in Ordnung, ohne in der Kompaktklasse besondere Maßstäbe zu setzen. Das trifft auch auf das Infotainmentsystem mit zentralem 8-Zoll-Touchscreen zu, das auf eine eigene Navigation verzichtet. Wer einen digitalen Wegweiser nutzen will, muss dafür Android Auto oder Apple Carplay per Smartphone einbinden. Die im Frühjahr 2023 von Toyota im Corolla parallel eingeführte neue Infotainment-Generation mit größerem Display, zwei Formate stehen hier zur Wahl, ist für den Swace nicht verfügbar.
Als angenehm und im Vergleich zu früher spürbar gereift erlebt man das Vollhybridsystem, das übrigens alternativlos ist. Die Doppelmotortechnik bewährt sich in eigentlich jeder Verkehrssituation. Gelassen und effizient - zwischenzeitlich sogar elektrisch - ist man in der Stadt unterwegs. Das stufenlose Automatikgetriebe variiert die Übersetzungsverhältnisse selbsttätig und zudem ruckfrei. Dank der Anfang 2023 auf 103 kW/140 PS angehobenen Systemleistung des 1.8 Hybrid fällt es dem 1,5-Tonner zudem erfreulich leicht, auf der Landstraße zügig zu überholen und souverän auf der Autobahn mitzuschwimmen. Auf längeren Touren haben wir den Abstandstempomat vornehmlich auf 130 km/h gesetzt, was für einen niedrigen Verbrauch von lediglich 5,2 Liter sorgte. Überland lässt sich der Swace ohne besondere Zurückhaltung so sparsam wie ein Diesel fahren. In der Stadt ist er sogar effizienter. Die 180 km/h Höchstgeschwindigkeit dürften auf eiligere Zeitgenossen hingegen keinen Eindruck machen. Der bei Toyotas Vollhybridtechnik häufig kritisierte Gummiband-Effekt fällt dafür moderat aus. Lediglich beim engagierteren Zwischenspurt ist noch die typische, leicht angestrengt wirkende Geräuschkulisse vernehmbar. Den Großteil der Zeit arbeiten E-Motor und Vierzylinder im Swace jedoch unaufgeregt und kraftvoll Hand in Hand.
Auch das Fahrwerk passt gut. Der große Suzuki übertreibt es dabei nicht mit Dynamikambitionen, als Spaßverderber erlebt man ihn ebenfalls nicht, sollte es mal flotter um Kurven gehen. Den Swace ist ein angenehm ausgewogenes Auto für Stadt, Landstraße und Autobahn.
Für einen Suzuki entscheiden sich Kunden in Deutschland häufig, weil diese vergleichsweise günstig und zudem gut ausgestattet angeboten werden. Mit einem Grundpreis von fast 35.000 Euro bewegt sich der Swace allerdings nicht mehr in der Schnäppchen-Liga. Teurer wird er allerdings nicht mehr, denn die Basis ist zugleich auch Topmodell, das zusätzlich zu bereits erwähnten Details noch Sitz- und Lenkradheizung, schlüsselloses Start- und Entriegelungssystem, 16-Zoll-Alufelgen und Rückfahrkamera bietet. Einzige wählbare Optionen ist ein Metallic-Lack für 690 Euro. Interessant ist noch der Blick auf die Preise des Toyota-Pendants, denn ein identisch ausgestatteter und motorisierter Corolla Touring Sports kostet rund 700 Euro mehr, bietet dafür allerdings ein moderneres Infotainmentsystem mit 10-Zoll-Touchscreen und Navigation.
Technische Daten – Suzuki Swace 1.8 Hybrid:
Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-Kombi, Länge: 4,66 Meter, Breite: 1,79 Meter (ohne Spiegel), Höhe: 1,44 Meter, Radstand: 2,70 Meter, Kofferraumvolumen: 598 – 1.606 Liter, Anhängelast gebremst: 750 kg
1,8-Liter-Vierzylinder-Benziner: 72 kW/98 PS, maximales Drehmoment: 142 Nm bei 3.600–5.200 U/min, E-Motor: 70 kW/95 PS, Drehmoment: 185 Nm, Systemleistung: 103 kW/140 PS, stufenloses Getriebe, 0-100 km/h: 9,2 s, Vmax: 180 km/h, Verbrauch WLTP: 4,5 l/100 km, CO2-Ausstoß: 102 g/km, Testverbrauch: 5,2 l/100 km
Preis: ab 34.790 Euro
Kurzcharakteristik – Suzuki Swace:
Warum: niedriger Verbrauch, harmonisches Fahrverhalten
Warum nicht: altmodisches Infotainment, vergleichsweise enger Fond
Was sonst: VW Golf Variant, Opel Astra Sportstourer, Ford Focus Turnier
Eva Lintermann
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