Chinesische Automarke Ora kommt nach Deutschland
Noch eine neue chinesische Marke, die ihr Glück in Deutschland versucht. Aber halt: Ora macht einiges anders als andere Marken aus Fernost. Das erste Modell zum Beispiel kann sich schon mal im Wortsinn sehen lassen.
SP-X/Friedberg. Immer mehr chinesische Marken kommen aktuell und in den nächsten Monaten nach Deutschland. Zuletzt erregte Nio bei der Präsentation seines ersten Modells ET 7 Aufsehen, zum einen wegen der frechen Positionierung im S-Klasse-Segment, zum anderen wegen der Möglichkeit, Akkus an speziellen Stationen in kurzer Zeit komplett zu tauschen. Doch die meisten chinesischen Hersteller kommen deutlich bescheidener daher und versuchen ihr Glück eher in den erschwinglichen Bereichen der SUV- und Limousinen-Kompaktklasse.
Unter den Newcomern in Deutschland verdient die Marke Ora mit ihren rein elektrischen Modellen besondere Aufmerksamkeit. Schon der Name Funky Cat lässt einigermaßen aufhorchen und ein außergewöhnliches Fahrzeug erwarten. Außergewöhnlich ist dabei sicherlich allein schon die Tatsache, dass Ora als erstes Fahrzeug nicht (ein weiteres) SUV ins Rennen schickt, sondern einen Fünftürer im Golf-Format von 4,24 Metern. Auch das Design fällt aus dem Rahmen: Die freakige Katze kommt in einer sympathischen Retro-Gestaltung daher, mit einer harmonischen Seitenlinie und einem Frontbereich, der mit seinen hochgesetzten Kotflügeln und der relativ waagerechten Scheinwerfer-Abdeckung mit etwas gutem Willen sogar an Porsche erinnert.
Das scheint sich mit dem Anspruch Marke zu decken. „Wir haben einen hohen Qualitätsanspruch und setzen Standards bei Sicherheit und Digitalisierung“, sagt Jens Schulz, bei der neugründeten Emil Frey Import Services, zu der auch Mitsubishi gehört, geschäftsführend für die Marke Ora verantwortlich. Dieser Anspruch wird unterstrichen durch eine komplette Sicherheitsausstattung mit allen in dieser Klasse üblichen Assistenzsystemen schon in der Basisversion und fünf von fünf Sternen im EuroNCAP-Test bei sehr guten Einzelwerten, zum Beispiel 92 Prozent beim Erwachsenen-Insassenschutz und 93 Prozent für die Assistenzsysteme. Auch der Innenraum verströmt Qualität und Charme, in der Spitzenversion bilden etwa weiche Kunststoffe und Ledernachbildung eine hochwertige Kombination.
Ein Highlight ist der ausgesprochen verständige Sprachassistent, der im ersten Test praktisch fehlerfrei die ihm zugewiesenen Aufgaben umsetzte und damit manches sogenannte Premiumprodukt in den Schatten stellt. Auf das heute übliche „Hey“, verbunden mit dem Markennamen, öffnen sich nach weiteren Befehlen etwa das Schiebedach und sogar der Kofferraum vollständig.
Der skurrile Name Funky Cat ist eine europäische Lösung, in China heißt das Fahrzeug Haomao, was mit „guter Katze“ übersetzt werden kann. Wobei die Katze im chinesischen für mehr steht als ein Haustier, sondern auch allgemein als ein „Begleiter“ angesehen wird. Auch mit „Ora“ ist nicht etwa das lateinische Wort für „beten“ gemeint, der Begriff ist vielmehr eine Zusammensetzung aus „Open“ (offen), Reliable (zuverlässig) und „Alternative“.
Das Fahrzeug wird in Deutschland vermutlich für knapp unter 40.000 Euro (vor Abzug der E-Prämie in Höhe von knapp 7.180 Euro) angeboten, dann hat es einen Akku mit 48 kWh Kapazität an Bord, was rund 300 Kilometer Reichweite ermöglichen soll, mit dem 63-kWh-Paket sind es rund 400 Kilometer. Es wird den Funky Cat in fünf Varianten geben, wobei die höchste Stufe GT mit kompletter Ausstattung wahrscheinlich rund 10.000 Euro über dem Basispreis liegen wird. Der Ora hat einen Elektromotor mit einer Leistung von 126 kW/171 PS an Bord, beschleunigt in 8,2 Sekunden auf Tempo 100 und lässt sich auf bis zu 160 km/h forcieren. Die Garantie fällt mit fünf Jahren ohne Kilometerbegrenzung und acht Jahren bzw. 160.000 Kilometer auf den Akku ordentlich aus.
Funky Cat punktet vor allem mit seinem Design, dem Sicherheitspaket, bei Qualität und Verarbeitung sowie mit dem tollen Sprachassistenten. Das gute Raumangebot auf den Rücksitzen wird allerdings mit einem arg klein geratenen Kofferraum erkauft, der nur Platz für 228 Liter Gepäck bietet. Immerhin sind die Rücksitze umlegbar. Zudem ist die Sicht nach hinten durch die schmalen rückwärtigen Fenster eingeschränkt, was nur zum Teil durch die serienmäßige Rückfahrkamera kompensiert wird. Schade auch, dass es für diesen Ora aus Package-Gründen kein Head-up-Display gibt.
Der elektrische Kompaktwagen kommt im Januar nach Deutschland. Jens Schulz ist in Sachen Absatz optimistisch: „Wir haben für nächstes Jahr 6.000 Funky Cat bestellt und werden die problemlos absetzen.“ In der zweiten Jahreshälfte kommt ein weiteres Ora-Modell nach Deutschland. Das Coupé-SUV fällt mit seinen 4,90 Metern deutlich größer aus. Was sich schon wieder viel konventioneller anhört.
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